Logo Design Prozess
von Robert Bozic
In diesem Artikel möchten wir Sie einladen, uns bei der Entstehung eines Logos zu begleiten. Dabei möchten wir Ihnen vor allem einen Einblick in den „kreativen“ Teil, nämlich die eigentliche Kreation des Logos, geben.
Zu diesem Zweck habe ich exemplarisch einen unserer aktuellen Kunden herangezogen, den wir Ihnen auch in dieser Ausgabe unseres Newsletter präsentieren: Squisito.
Beim Projekt Squisito handelt es sich um die Neugründung eines Unternehmens, das sich voll und ganz auf handgemachte Schnitzereien im Bereich Wohnaccessoires & Schmuck spezialisiert hat.
Vorgeschichte:
Andreas P. Leitner rief uns, nachdem er durch unseren aktuellen Flyer auf uns aufmerksam wurde, kurzerhand an, um sich zu einem Erstgespräch zu treffen. Der gelernte Tischler fand unsere bisherigen Arbeiten, den Flyer und besonders unser Baummotiv sehr ansprechend und so wurde aus dem Erstgespräch gleich ein Briefing für ein komplettes Corporate Design.
Das Briefing:
Andreas wollte ein Logo, das einfach war, aber dennoch Anspruch, Professionalität, Qualität und Innovation in sich vereint. Er hatte bereits ein Geschäftslokal in der Lerchenfelder-straße gemietet, das er gerade renovierte.
Zum Briefing brachte er uns gleich eine Probe der Farben mit, die er bei der Innendekoration verwenden würde. Bis zur Geschäftseröffnung blieben uns ab diesem Moment genau 3 Wochen Zeit.
Im Zuge dieses Briefings erfuhren wir einiges über die Andreas‘ Vergangenheit und den interessanten Reifeprozess bis hin zu seinem Entschluss, Unternehmer zu werden. Diese Gespräche bilden die Grundlage für meine weitere Arbeit.
Recherche:
Nun sind 3 Wochen für ein komplettes Corporate Design sehr knapp bemessen, daher machte ich mich sofort an die Arbeit. Ich begann damit, mir die Mitbewerber anzusehen, studierte vor allem deren Auftritt im öffentlichen Raum und natürlich das Design anderer Handwerker in dieser und ähnlicher Branchen.
Das Konzept:
Der nächste Schritt war die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes. Basierend auf dem Briefing und den Ergebnissen meiner Recherche, ließ ich meiner Fantasie jetzt freien Lauf. Brainstorming und wildes herumskizzieren folgen - ich bringe alle meine Ideen zu Papier und experimentiere in weiterer Folge am Computer damit herum.
Einer der wichtigsten Momente beim Logoentwicklungsprozess ist der sogenannte "Break". Ich mache dann bewusst eine Pause um Abstand zu nehmen und kehre dann wieder an den Anfang meiner Arbeit zurück. Ich studiere erneut das Briefing und reflektiere über die bisherigen Ergebnisse.
Es gibt zwei unterschiedliche Lager im Grafik Design: Die Einen spezialisieren sich auf ausgefallene grafische Stile, die anderen (wie ich selbst) geben dem Bild einen tieferen Sinn und oft eine doppelte Bedeutung. Diese Details geben dem Logo viel Substanz und machen es auch bei wiederholter Wahrnehmung interessant.
Logovollendung:
Nach reichlichem experimentieren, testen und justieren hatte ich ein fertiges Logo, das ich Andreas, nicht ohne etwas Stolz präsentieren konnte.
Ich war von meinem Design so überzeugt, dass ich ihm nur diesen einen Vorschlag gezeigt habe. Das ist meiner Meinung nach auch die beste Variante, denn mehr als ein Vorschlag verwirrt oft nur und macht unsicher, ein Vorschlag allein bildet aber eine sehr gute Gesprächsbasis. Da ich basierend auf dem Briefing, der gründlichen Recherche und dem Konzept ein klares Bild hatte, war ich mir ohnehin sicher, dass ich richtig lag.
Präsentation:
Hier ein Auszug aus dem Konzept, das ich an Andreas, gemeinsam mit dem Logoentwurf geschickt habe:
Zuallererst zu den Farben: Diese waren ja schon vorgegeben, da hatte ich also kaum etwas hinzuzufügen, jedoch zu beachten, dass sich die Elemente nicht gegenseitig stören und/oder erschlagen.
Bei der Schrift habe ich mich für ein klares und konkretes, weniger modernes, eher gut funktionierendes Schriftbild entschieden. Der Grund dafür: Das Logo muss gut lesbar sein, auch wenn man nur einen kurzen Blick darauf wirft. Vor allem, da Laufkundschaft aufgrund des guten Standortes sicherlich ein wichtiger Faktor sein wird. (Die Schrift ist übrigens eine “Franklin Gothic”, angeblich benannt nach dem US-Amerikanischen Präsidenten, der selbst mal als Drucker angefangen hatte :))
Das nächste Element ist das Bild. Nachdem ich deine Arbeiten gesehen hatte, dachte ich mir, ich möchte Elemente davon im Logo zeigen. Zuerst wollte ich die Trauben und Weinranken hineinnehmen, aber das erinnert leider zu sehr an einen Heurigen oder ein Wirtshaus. Das ging also nicht. Dann dachte ich mir: Wieso eigentlich nicht ein Stillleben? Inhaltlich macht das sehr viel Sinn, vor allem, weil die Idee eines Stilllebens eine lange Tradition hat und obwohl so alt, kaum verstaubt wirkt. Ich vermute, das kommt daher, dass man es im öffentlichen Raum kaum noch zu sehen bekommt und es innerhalb eines Logos, meines Wissens nach, absolut innovativ ist! Für die Sonnenblumen habe ich mich entschieden, weil sie weniger den Frühling, also den Neubeginn repräsentieren, als vielmehr den Sommer, quasi den Höhepunkt des Jahres. Das schien mir passend, da du ja erzählt hast, dass du dich mit dem Thema schon lange beschäftigst und jetzt eben auch noch beruflich.
So und zum Schluss noch die Form: Das Logo ist schräg weil es so noch einen Tick mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Außerdem ist es aufsteigend (von links unten nach rechts oben), und wird somit beim Betrachter unterbewusst sofort positiv aufgenommen ("Es geht bergauf"). Abschließend habe ich dem Ganzen noch eine holzig wirkende Oberfläche gegeben. Die Webadresse ist natürlich auch dabei, um stets auf deinen zukünftigen Webshop zu verweisen!
Feedback:
"Lieber Robert, Bin echt überrascht. Gefällt mir sehr gut!"
Neben dem im oben dargestellten, gekürzten Konzept, gab es natürlich noch viele weitere, eher technische Überlegungen: Man kann das Logo auch leicht ohne Farben einsetzen, sowohl auf schwarz als auch auf weiß. Aufgrund des großen Spacings (also dem Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben) kann das Logo auch auf sehr kleine Größen skaliert werden. Dabei werden die Sekundärinformationen einfach weggelassen. Am Ende war Andreas' Logo einzigartig, zeitlos, kreativ und anspruchsvoll, mit einem künstlerischen Touch.
Wichtige Entscheidungen:
Wenn man ein Logo gestaltet gibt es generell 4 Prinzipien zu beachten...das Konzept, die Typographie, die Farben und den Feinschliff. Da ich das Konzept, die Schrift und das Thema Farben ja schon besprochen habe, kommen wir nun zum Feinschliff oder der Reinzeichnung.
Die Reinzeichnung:
Das stärkste Konzept hilft nichts, wenn dann die technische Ausführung (Reinzeichnung) scheitert. Der erste Schritt dabei ist, das Logo zu vektorisieren, d.h., es auf dem höchsten Standart bearbeiten zu können um die Balance der einzelnen Lettern und die Farbgradation zu einem einheitlichen und ausgefeilten Design abzustimmen.
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